Arbeitsgemeinschaft Schildkröten
Eine AG der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V.

Aufruf zur Mitarbeit

DGHT-Projekt zur Beurteilung der Züchtbarkeit der seit der letzten CITES CoP18 in Anhang I und II neu und höher gelisteten Reptilien- und Amphibientaxa

Wie in der Zeitschrift „elaphe“ 3/2020 auf den Seiten 88–90 berichtet, hat die DGHT im vergangenen Jahr ein vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördertes Pilotprojekt zur Einschätzung der Züchtbarkeit der im Jahr 2016 bei der 17. CITES-Vertragsstaatenkonferenz (CITES Cop17) im südafrikanischen Johannesburg in den CITES Anhängen I und II neu oder höher gelisteten Reptilienarten erfolgreich abgeschlossen. Die Resonanz auf die von Christian Langner und Beate Pfau mithilfe zahlreicher Spezialisten erstellten Züchtbarkeitssteckbriefe war überaus positiv. Die deutsche PDF-Fassung wurde über das BfN den nationalen Artenschutzbehörden als Hilfestellung für künftige Plausibilitätsprüfungen der Herkunft von Exemplaren der betroffenen Taxa bereits zugänglich gemacht. Auch eine von Clara Arranz mitverfasste englischsprachige Fassung dieser Steckbriefe wurde über das BfN den CITES-Behörden der Europäischen Union (EU) und dem CITES-Sekretariat in Genf zur Verfügung gestellt.

Nach erfolgreichem Projektabschluss hat das BfN nun ein Folgeprojekt für den Zeitraum 2020/2021 beauftragt. Es hat zum Ziel, die Züchtbarkeit weiterer, bei der letzten CITES CoP18 (2019 in Genf) in den CITES-Anhängen I und II neu und/oder höher gelisteten Reptilien- und Amphibientaxa einschätzen zu können.

Die Prüfung der Herkunftsangaben stellt CITES-Behörden vor eine zunehmende Herausforderung, da die Zahl der als gezüchtet deklarierten Exemplaren im internationalen Handel im Verhältnis zunimmt. Zudem steigt mit jeder CITES-Vertragsstaatenkonferenz die Anzahl geschützter Arten, für die oftmals keine oder besonders wenig publizierte Informationen und Erfahrungswerte zur Zucht vorliegen. Die Überprüfung von Zuchtangaben ist allerdings essenziell, um die Nachhaltigkeit des Handels mit geschützten Arten zu gewährleisten.

Die Steckbriefe haben daher wie schon im Pilotprojekt zum Ziel, den Behörden eine Einschätzung der Züchtbarkeit dieser neu gelisteten Taxa im Sinne einer Plausibilitätsprüfung der Angaben zur Zucht zu ermöglichen. Aktuell sind 884 Reptilien- und 197 Amphibienarten in den Anhängen I (107 bzw. 24 Arten) und II (777 bzw. 173 Arten) des Washingtoner Artenschutzübereinkommen gelistet (Quelle: www.speciesplus.net, Stand Juli 2020). Davon wurden seit der letzten CITES Cop18 im August 2019 in Genf folgende Schildkrötenarten von CITES Anhang II in Anhang I hochgestuft:

  • Cuora bourreti (Bourrets Scharnierschildkröte)
  • Cuora picturata (Südvietnamesische Scharnierschildkröte)
  • Mauremys annamensis (Annam-Sumpfschildkröte)
  • Geochelone elegans (Indische Sternschildkröte)
  • Malacochersus tornieri (Spaltenschildkröte)

Für diese Arten wird die DGHT nun entsprechende Steckbriefe auf Deutsch und auf Englisch erstellen (einige eng verwandte und kaum abgrenzbare Taxa mit gleichen Ansprüchen werden zu Sammelsteckbriefen vereint). Bei den Schildkröten betrifft dies auch drei sehr ähnliche Arten, die in die Sammelsteckbriefe mit aufgenommen werden:

  • Cuora galbinifrons (Hinterindische Scharnierschildkröte)
  • Mauremys mutica (Gelbe-Sumpfschildkröte)
  • Geochelone platynota (Burma-Sternschildkröte)

Die erforderlichen Informationen sollen durch die Auswertung von an Züchter, Halter und Spezialisten versandten Fragebögen zur Reproduktionsbiologie, Zucht und Haltung der Arten sowie ergänzend durch Literaturrecherchen erfasst werden. Daraus werden dann artspezifische Steckbriefe mit den wesentlichen biologischen Informationen erstellt.

Das Projekt wird federführend von der Geschäftsstelle der DGHT und Beate Pfau betreut, in enger Zusammenarbeit mit Christian Langner, Felix Hulbert und Clara Arranz sowie vielen weiteren Spezialisten, Helferinnen und Helfern, die nötig sind, um wirklich alle verfügbaren Daten über die Züchtbarkeit dieser seit 2019 neu erfassten Arten zusammenzutragen. Hierbei ist eine enge Einbindung der entsprechenden DGHT-Arbeitsgemeinschaften wichtig, insbesondere der AG Agamen, AG Echsen, AG Iguana, AG Schildkröten, AG Schlangen und AG Urodela, deren Mitglieder über wertvolle, oft unveröffentlichte Daten aus Jahrzehnten der erfolgreichen Nachzucht und eigenen Forschung verfügen. Ein breites Netzwerk an Kontakten zu privaten Züchtern und Haltern auch außerhalb der DGHT soll den Zugang zu weiteren Informationen über die CITES-relevanten Zieltaxa ermöglichen.

Die DGHT und das BfN als Auftraggeber der Studie erhoffen sich eine rege Teilnahme von allen DGHT-Mitgliedern, die die entsprechenden Zielarten halten und züchten (bzw. schon einmal gehalten und gezüchtet haben), und darüber hinaus auch von möglichst vielen nicht in der DGHT und anderen Vereinigungen organisierten Terrarianern und Experten.

Wir wollen an dieser Stelle daher alle Halter und Züchter der oben genannten Arten aufrufen, sich an dieser Aufgabe zu beteiligen. Eine Dokumentation geglückter Nachzuchten durch Ausfüllen der (anonymisierten) Fragebögen kann maßgeblich zur Beurteilung beitragen, welche der neu gelisteten Arten sich in menschlicher Obhut vermehren lassen. Die im Rahmen des Projekts gesammelten Informationen zu den erforderlichen Bedingungen der Haltung und Zucht können darüber hinaus auch zur Verbesserung von Erhaltungszuchtprojekten genutzt werden.

Bei Interesse an der Mitwirkung wenden Sie sich bitte per E-Mail an die Koordinatorin und fachliche Leiterin, die Fachbeirätin „Internationales Projektmanagement“ der DGHT, Dr. Beate Pfau (pfau@dght.de).